Bricole de la citadelle fort (Mausi)

Bricole de la citadelle fort (Mausi)

im Dienst bis 29.06.2017

Ich, Bricole (alias Mausi) gehe in Rente!

Vor fast 12 Jahren fing ich (Bricole de la citadelle fort) mit der Rettungshundearbeit an. Ich war knapp 9 Wochen alt, als ich zu meiner ersten Übung mitfuhr (zusammen mit meiner damals 3 jährigen Schäferhund-Kollegin). Meine Mama, Mocca du Mont D`or, hatte mein Frauchen Judith davon überzeugt, sich einen Briard anzuschaffen. Mocca arbeitete auf dem gleichen Hundeplatz wie Judith mit ihrer Schäferhündin und so war sie sehr bald in den Bann der arbeitsfreudigen fröhlichen Briardhündin gezogen. Rückblickend finde ich es heute lustig, dass ich eher nach meinem Papa Filou von Druufon geriet, was meinem Frauchen zu Anfang einigermaßen Kopfzerbrechen bereitete. Ich war in meiner Jugend oft eher zurückhaltend, manchmal sogar etwas ängstlich, jedenfalls absolut kein Draufgänger.

Trotzdem arbeiteten wir zielstrebig auf unsere erste Rettungshundeprüfung hin, die ich mit gerade mal 17 Monaten 1993 erfolgreich absolvierte. Frauchen konnte also feststellen, dass ich zwar kein Ebenbild meiner Mutter war, wohl aber ein unermütlicher Schaffer mit immerwährender guter Laune. Die Trümmerarbeit war nie meine große Stärke. Ich fühle mich noch heute am wohlsten, kann ich kreuz und quer durch den Wald rasen und das Opfer suchen, das dann einen tollen Kampf um die Beißwurst mit mir führt (den ich natürlich immer gewinne). Trotzdem bestand ich 1999 und 2001 auch die Trümmerprüfung, was beweist, dass ein Briard, wie ein guter Wein, im Alter immer besser wird. Immerhin war ich bereits fast 8 Jahre, als mein Frauchen zum ersten Mal den Mumm besaß mich für eine solche Prüfung anzumelden. Diesen besaß sie dann 2001 noch einmal und so konnte ich Judith zeigen, dass ich auch in dieser Sparte der Rettungshundearbeit mit der Herausforderung wuchs.

Bei der Flächensuche arbeite ich noch heute nach meinem Schema, da kann Judith rufen wie sie will. Habe ich das Opfer erst in der Nase, ist dies sowieso zwecklos. Frauchen soll sich halt auch aus den Dingen heraushalten, von denen ich einfach mehr verstehe.

Unterordnung und Gerätearbeit machen mir heute noch Spaß. Bei Vorführungen bekam ich schnell heraus, auf was das Publikum reagierte. Stand ich auf dem hohen Gerüst, das ich mittels einer Leiter erklomm, legte ich steht’s meine Ohren (weswegen man mich gelegentlich auch Dumbo nannte) nach vorne und wartete auf meinen Applaus. Früher bin ich das Gerüst nie herunter geklettert… 4

Mein Talent als Clown stelle ich noch heute gerne in Schulen unter Beweis. Egal ob erste Grundschulklasse oder bei zahlreichen Biologie- oder Religionskollegen meines Frauchen an Gymnasien, immer zeigte ich mich als freundlicher, verspielter und gut aufgelegter Streichelhund. An solchen Tagen konnte ich feststellen, dass bis zu 30 Hände gleichzeitig auf meinem Körper Platz fanden, obwohl ich noch heute einen sehr durchtrainierten Körper besitze, also nicht dick bin. Auch meinen Papa konnte so etwas nicht aus der Ruhe bringen.

Mit freundlichen Jungen Hunden spiele ich auch heute noch sehr gerne Fangen. Finde ich gerade niemanden zum Spielen, belle ich einfach meiner Kollegin Emely ins Ohr. Frauchen meinte als ich 8 Jahre alt wurde bereits einen Nachfolger für mich heranziehen zu müssen. Nur gut, dass ich sie noch so lange bei Einsätzen begleiten konnte, so hatte der (etwas begriffsstutzige) Australian Shepherd noch etwas Zeit ein würdiger Nachfolger für mich zu 2werden.

Von 1993 bis einschließlich 2003 habe ich also mein Frauchen zielsicher durch große und kleine Einsätzen geführt. Jetzt ist es an der Zeit die Arbeit Emely zu überlassen und mich neuen Aufgaben als Hüter von Sofa und Fressnapf zu widmen. Ich werde natürlich weiterhin bei Übungen als bellfreudigster Hund der Staffel die Ohren meiner zwei- und vierbeinigen Kollegen erklingen lassen und auch weiterhin bei Vorführungen und vor allem bei Schulbesuchen dabei sein.

Da ich noch absolut fit bin, werde ich auch weiter meine Runden am Fahrrad drehen und Judith bei ihren ausgedehnten Spaziergängen begleiten, auch wenn ich danach zumeist eine Mütze mehr Schlaf benötige als in meiner Jugend. Insbesondere nach dem ersten Spaziergang des Tages benötige ich mindestens drei Stunden vollkommne Bewegungslosigkeit auf dem Sofa…

Abends schnarche ich oft noch lauter als mein Frauchen, was dem Herrchen ein Stereogefühl aller erster Klasse beschert.

Im Rudel unserer Hundestaffel bin ich unangefochten die Nummer 1. Auch wenn jeder weiß, dass ich kräftemäßig mit den vielen jungen Mädels der Staffel nicht mithalten kann, traut sich doch keine derselben, meine Position in Frage zu stellen.

Unerwartet schnell hat Bricole uns nun doch verlassen. Sie verstarb am 06.05.2005 aufgrund ihrer Krankheit (Lymphdrüsenkrebs).