Ausbildung des Hundes

Hat man sich nun entschieden, dass sein Hund ein Rettungshund werden soll und wurde dieser von den Ausbildern der Staffel als tauglich erklärt, so beginnt die harte Arbeit im Ausbilden des Hundes.

Allgemeines

Die grundsätzliche Ausbildung gliedert sich in vier große Bereiche:

Das erste Ziel ist es, eine Begleithundeprüfung erfolgreich zu absolvieren, damit man den nötigen Gehorsam absichern und nachweisen kann. Dieser Nachweis ist vom Rettungshundewesen zwar nicht erforderlich, aber staffelintern wünschenswert. Die Frage, ob der Hund ein Flächen- und Trümmersuchhund oder ein Mantrailer wird, obliegt den Ausbildern der Staffel.

Anschließend erfolgt nach ausreichendem Training die Flächenprüfung, welche das eigentliche Ziel der Ausbildung ist. Wenn der Hund als Mantrailer ausgebildet wird, beruht das intensive Training natürlich auf dieser Arbeit und ist das Prüfungsziel. Ist der Hund für die Trümmerarbeit geeignet und der Hundeführer gewillt, diese Ausbildung zu machen, so kann dies neben der Flächenarbeit fortgesetzt werden.

Mit jedem Hund wird an den Geräten gearbeitet, auch wenn sie in erster Linie der Koordination des Hundes dient um sich auf den Trümmern besser bewegen zu können. Dieses Training ist aber auch gut für die Bindung und das Vertrauen zwischen Mensch und Hund und bringt einen zusätzlichen Gehorsam. Nach einer bestandenen Prüfung heißt es nicht, dass man sich nun ausruhen kann. Beginnt man die Ausbildung zum Rettungshund erfordert dies ein kontinuierliches Training, welches viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Prüfungen müssen alle 24 Monate abgelegt werden, um die Arbeit des Hundes und dessen Hundeführer zu überprüfen. Grundsätzlich kann man sagen, dass ungefähr 1 – 2,5 Jahre vergehen bis der Hundeführer mit seinem Hund die erste Prüfung antreten kann. Es kann allerdings auch durchaus länger dauern.

Ausbildung Gehorsam

Da die Einsätze an befahrenen Straßen, in der Nähe von Bahngleisen oder anderen Gefahrenquellen eintreffen können, ist es erforderlich, dass der Hund einen gewissen Grundgehorsam besitzt. Ein guter Gehorsam gewährleistet somit die Sicherheit des Hundes aber auch die anderer Menschen.

Prinzipiell muss das Team alle Übungen der Begleithundeprüfung und zusätzlich die Übung „Voraus“ absolvieren. Außerdem ist es sinnvoll, dass der Hund für die einzelnen Kommandos Sichtzeichen kennt, da er bei einer großen Lärmkulisse eventuell gesprochene Kommandos nicht ausführen kann.

Die einzelnen Übungen im Gehorsam:

Grundstellung

Jede einzelne Übung beginnt und endet mit der Grundstellung. Wobei die End-Grundstellung der einen Übung als Beginn-Grundstellung der nächsten Übung genutzt werden kann. In der Grundstellung befindet sich der Hund sitzend auf der linken Seite des Hundeführers.

Gruppe

Der Hund muss sich angeleint in einer Gruppe von mehreren sich bewegenden Personen und zwei angeleinten möglichst fremden Hunden bewegen.

 

Voraus-Übung

Der Hund muss auf Kommando mind. 20m in die vom Hundeführer angewiesene Richtung laufen und sich auf Kommando (vom Hundeführer) sofort ins Platz legen.

Trageübung

Der Hund wird vom Hundeführer über eine Distanz von 10m fachgerecht getragen und dann an eine weitere Person übergeben, die diesen weitere 10m trägt und danach absetzt. Der Hundeführer ruft den Hund in die Grundstellung zurück.

Ablegen des Hundes unter Ablenkung

Während der gesamten Gehorsamsübung eines anderen Hundes, muss der (eigene) Hund auf einem ihm zugewiesenem Platz liegen. Der Hundeführer darf während der Ablage keinen Blickkontakt zu seinem Hund haben.

Freifolge

Der Hund befindet sich ohne Leine links neben dem Hundeführer. Der Hund hat sich bei jeder Gangart und jedem Richtungswechsel dicht neben dem Hundeführer zu bewegen. Es sind die Gangarten Normalschritt/Laufschritt/Langsamer Schritt und die Richtungswechsel Linkswendung/Rechtswendung/Kehrtwendung durchzuführen.

 

Sitz, Steh & Platz aus der Bewegung

Diese Übungen erfolgen jeweils aus der Freifolge im Normalschritt. Auf Kommando muss sich der Hund schnell absetzen, stehen bleiben oder ablegen, ohne dass der Hundeführer stehen bleibt oder sich umsieht. Auf Anweisung (des Prüfers) kehrt der Hundeführer zu seinem Hund zurück und nimmt die Grundstellung ein. Anmerkung: Auf Anweisung (des Prüfers) muss der Hundeführer seinen Hund aus dem Kommando „Platz“ abrufen, diesen vorsitzen lassen und die Grundstellung einnehmen.

Ausbildung Geräte

Bei der Gerätearbeit wird die Koordination des Hundes geschult, welche vor allem im Bereich der Trümmerarbeit von höchster Bedeutung ist. Hier kann es durchaus vorkommen, dass ein Trümmergebiet, das dem Hundeführer zugewiesen wurde, nur durch das Überqueren einer Leiter erreicht werden kann.

Der Rettungshund muss alle Geräte auf Kommando des Hundeführers selbstständig begehen und nach Beenden sofort zum Hundeführer zurückkehren. Das Absolvieren eines Gerätes beginnt und endet mit der Grundstellung. Bei dieser Arbeit bewegt sich der Hund frei von Leine und Halsband.

Folgende Geräte muss der Hund begehen können:

Fassbrücke

Zwei leere Tonnen werden so gesichert, dass sich die Tonnen zwar bewegen, aber nicht wegrollen können. Darauf wird ein Holzbrett gelegt. Der Hund muss aufspringen, das Holzbrett längs überqueren, in der Mitte auf das Kommando „Steh“ stehen bleiben, bei dem Kommando „Voran“ oder „Weiter“ bis zum Ende laufen und wieder abspringen.

Wippe

Ein Holzbrett wird mittig auf ein ca. 50cm hohes Gestell gelegt und locker befestigt. Der Hund muss das Gerät begehen, den Kipppunkt der Wippe ausbalancieren und das Brett bis zum Ende begehen.

Tunnel

Der Tunnel muss mindestens 4m lang sein. Je nach Größe des Hundes kann dieser normal durchlaufen oder durchkrochen werden.

Leiter

Auf zwei gegenüber stehenden Kisten wird eine stabile Leiter gelegt. An eine Kiste wird eine Aufwärtsleiter gestellt. Die Aufwärtsleiter hat einen Neigungswinkel von maximal 45 Grad. Der Hund arbeitet sich Sprosse für Sprosse nach oben, und auf der waagerechten Leiter nach vorn. Hier muss der Hund genau darauf achten wie und wo er seine Pfoten aufsetzt.

Begehung von unangenehmen Material

Benutzt werden hier zum Beispiel Holzplatten, Eisengitter, Bleche, Folien oder andere Materialien. Der Hund sollte diese Materialien unbeeindruckt begehen.

Ausbildung Fläche

Die meisten Einsätze, bei denen die Rettungshundestaffel alarmiert wird, sind Einsätze in der Fläche. Grundsätzlich hat jeder Hundeführer mit seinem Hund eine bestandene Flächenprüfung bevor er eine Trümmerprüfung ablegen kann.
Bei der Suche in der Fläche sucht der Hund selbstständig ein bestimmtes Suchgebiet ab. Dieses Suchgebiet erstreckt sich über eine Breite von 50 – 100 m und eine Länge von mehreren 100m oder auch einigen Kilometern. Wie weit ein Hund letztendlich sucht, hängt von der Suchausdauer ab, welche während der Ausbildung trainiert wird.

Der Hundeführer sollte in der Lage sein, seinen Hund jederzeit (auch nach kilometerweiter Suche) für eine erneute Suche zu motivieren, allerdings auch erkennen, wann sein eigener Hund eine Pause benötigt.

Der Hundeführer orientiert sich meist an einer gedachten Mittellinie, welche abhängig vom Wind nach links oder nach rechts verlegt wird. Ein erfahrener Hund teilt sich „sein“ Suchgebiet ein und sucht ohne weitere Kommandos des Hundeführers.

Ein Hund sucht einen Menschen nicht, weil er diesen gerne hat, sondern weil der Mensch etwas hat, das der Hund haben will. Hier wird der Spiel- und Beutetrieb des Hundes genutzt, sei es durch Futter oder ein Spielzeug. Der Hund lernt, dass die Person, die er im Wald findet immer etwas Tolles für ihn hat. Auf diesem Prinzip beruht die Rettungshundearbeit.

Der Hund sucht mit erhobener Nase, nimmt also keine Fährte auf. Während der Ausbildung lernt er der menschlichen Witterung, die sich in der Luft befindet und vom Wind getragen wird, nachzugehen. Je erfahrener die Hunde sind, desto besser und schneller können sie dieser Witterung nachgehen. Hat er das „Opfer“ gefunden, macht er dies durch eine erlernte Anzeigeart kenntlich. Die häufigste Art des Anzeigens ist das Verbellen, aber auch das Rückverweisen oder Bringseln sind Alternativen.

Die Anzeigearten:

Verbellen

Der Hund verbleibt beim gefundenen „Opfer“ und zeigt seinem
Hundeführer durch anhaltendes lautes Bellen den Standort der Person an.

Rückverweisen

Der Hund findet das Opfer, kommt zu seinem Hundeführer zurück und zeigt durch ein erlerntes Verhalten (zum Beispiel Anspringen des Hundeführers, Vorsitzen oder Bellen) seinen Fund an. Er führt diesen dann zum „Opfer“.

Bringseln

Am Halsband des Hundes befindet sich das sogenannte Bringsel. Ein Bringsel ist ein länglich rundlicher Gegenstand, welcher vom Hund leicht aufgenommen und getragen werden kann. Hat der Hund das „Opfer“ gefunden, nimmt er sofort sein Bringsel auf, kommt damit im Fang direkt zu seinem Hundeführer zurück und führt diesen auf kürzestem Weg zum Opfer.

Flächensuche: Ausbildungsdauer und Prüfungen

Die Ausbildung in der Flächensuche dauert je nach Vorausbildung, Veranlagung und Alter des Hundes 1 bis 2 Jahre. Bei der Prüfung muss der Hund ein Suchgebiet von ca. 30.000m² in maximal 20 Minuten absuchen und ein bis zwei Opfer finden. Die Prüfung muss alle 24 Monate wiederholt werden.

Eine bestandene Prüfung bedeutet jedoch auf keinen Fall, dass das Team schon uneingeschränkt im Einsatz suchen kann. Vom Prüfungsgelände ist nicht auf Einsatzfähigkeit zu schließen. Diese Entscheidung obliegt den Ausbildern der Staffel.

Der Hund sucht im Gelände frei von Leine und Halsband, lediglich eine eigens dafür vorgesehene Kenndecke kennzeichnet den Hund während der Suche als Rettungshund.

Es versteht sich natürlich von selbst, dass der Hund auf keinen Fall jagen darf.

Ausbildung Trümmersuche

Zunächst kann man sagen, dass nicht jeder Hund, der eine Flächenprüfung erfolgreich bestanden hat auch in der Lage ist, eine Trümmerprüfung zu bestehen.

Auch vom Hundeführer verlangt diese Arbeit mit dem Hund einiges mehr ab. Zum Beispiel kann sich sein Hund beim Begehen der Trümmer schneller Verletzungen zuführen.

So muss sich der Hund auf unebenen zusammengestürzten Häusern oder ähnlichem seinen Weg suchen. Er muss selbstständig und systematisch das Trümmerfeld absuchen. Diese Felder verlangen von dem Hund eine hohe Konzentration, da durch rutschige Flächen, herausstehende Metallstangen oder steile Abgründe viele Gefahren entstehen. Die Trümmersuche ist in der Regel anspruchsvoller und schwieriger für Hunde, da sie sich neben der Sucharbeit mit der Nase auf wackeligen und rutschigen Trümmern bewegen muss. Er darf sich weder von Feuer und Qualm noch von lauten Geräuschen und Stimmengewirr ablenken lassen.

Beim Suchen in den Trümmern wird das erlernte Verhalten aus der Fläche wieder aufgegriffen. Doch auch hier kommt es durch die unebenen Untergründe zu schwierigen Situationen, die der Hund selbstständig lösen muss. Zudem verteilen sich die Witterungen auf einem Trümmerkegel je nach Lage unterschiedlich. So muss der Hund dem Duft nachgehen und dort Anzeigen, wo er die größte Witterung in die Nase bekommt. Die einzige Anzeigemöglickeit auf Trümmern ist das Verbellen. Da der Hund oft nicht die Möglichkeit hat, direkt zum Opfer zu gelangen, muss er lernen auch eine Witterung anzuzeigen, obwohl er die Person eventuell nicht sehen kann.

Dies wird in der Prüfung durch Einbringen verschiedenster Gerüche erschwert. So werden zum Beispiel Attrappen von Klamotten ausgelegt, Rauch erzeugt oder Lebensmittel verteilt. Der Hundeführer darf in der Prüfung den Trümmerkegel nur betreten, wenn der Hund außer Sicht ist. Somit ist erforderlich, dass er den Hund auf Distanz in verschiedene Richtungen schicken kann, sofern dies notwendig ist. Jenes erfordert eine große Zusammenarbeit zwischen Hundeführer und Hund und setzt eine gute Teambildung voraus. Findet der Hund ein Opfer, muss der Hundeführer in der Lage sein, seinen Hund zu loben / bestätigen, um den Hund gegebenenfalls neu motiviert weiter suchen zu lassen, da das Opfer nicht unbedingt sofort geborgen werden kann. Somit muss der Hund weitersuchen ohne das schon gefundene Opfer ein zweites Mal anzuzeigen.

In der Prüfung muss der Hund maximal 3 Verstecke suchen, in denen sich bis zu zwei Personen befinden können und anzeigen. Für alle Opfer hat man 20 Minuten Zeit.

Auch hier gilt: Nicht jeder Hund, der eine Prüfung bestanden hat, ist auch gleich einsatzfähig.